Zur Baugeschichte der Haynsburg
- Auszug aus "Über Burganlagen bei Zeitz" (1895/96) von Oberlehrer Prof. Brinkmann, Zeitz -
Die Burg, wie sie heute steht, bildet ein ziemlich regelmäßiges, z.T. von Gräben umgebenes Viereck von Gebäuden, die einen Hof einschließen, in dessen Mitte sich der Freistehende runde Bergfried erhebt. Die Burg besteht aus Teilen, die recht verschiedenen Zeiten angehören.
Der älteste Teil ist der Bergfried, denn er war gerade in der ältesten Burgenzeit, als man die Nebenbauten einfach und weniger fest errichtete, der wesentliche Teil und ganz besonders fest und stark gebaut. Dieser Teil wurde besonders fest und stark gebaut. Im Falle der Not war er die letzte Zuflucht. Eine kleine Besatzung konnte sich hier, wenn genügend für Mundvorrat gesorgt war, so lange halten, bis Ersatz herankam, den weithin sichtbare Signale von der Höhe des Wartturms leicht herbeiholen konnten. Der Haynsburger Bergfried ist nun ein Werk das den Waffen der damaligen Zeit, auch den furchtbarsten, unbedingt Trotz bieten konnte. Er besteht aus einem 12,40 m (12,81 m) Durchmesser starken runden Unterbau, dessen Wände die ungeheuere Stärke von 4,54 m (4,18 m) haben, so dass der übrig bleibende Hohlraum nur einen Zylinder von 4,88 m (4,45 m) Durchmesser bildet.
(Anmerkung: Die Originalzahlen beziehen sich auf die Schrift Prof. Brinkmanns. Die Zahlen innerhalb der Klammern beruhen auf Messungen aus dem Jahre 1991.)
Das Mauerwerk besteht im Inneren aus wohlgefügtem Sandsteinmauerwerk, dessen Teile sorgfältig behandelt sind. Doch übertrifft die Außenbekleidung das Innenmauerwerk noch an Gediegenheit. Sie ist nämlich aus mächtigen Sandsteinquadern zusammengesetzt, die sogar eine Länge von 1,10m erreichen, während die Höhe der Quader zwischen 20 und 40 cm schwankt.
Das Unterteil des Turms ist jetzt von unten zugänglich durch eine um 1880 hineingebrochene Tür; früher besaß er außer den gewöhnlichen Licht- und Luftlöchern keine Öffnungen. Er konnte nur von oben her bestiegen werden, wahrscheinlich auf Strickleitern, die von oben herabhingen. Es ist aber auch möglich, dass der Zugang von einem Nebengebäude aus zu gewinnen war. Von einem solchen ist jetzt nichts mehr vorhanden, eine Spur findet sich aber noch an der Ortsseite in Gestalt eines Hausgiebels, welcher beweist, dass früher der Turm nicht ganz frei gestanden hat. Ein Zinnenkranz wird seinerzeit den Wehrgang des Unterbaus umgeben haben, jetzt ist derselbe ersetzt durch eine Brüstungsmauer, die eine Verteidigung beinahe unmöglich machen würde. Auf diesem Unterteil, das nur 12 m hoch ist, steht ein 12,43 m hoher Aufbau von nur 8,80 m Durchmesser, so dass er auf seiner Basis einen mit der Brüstung 1,77 m breiten Umgang frei lässt, den Wehrgang, von dem aus die Bewerfung und Beschließung des Feindes erfolgte.
Dieser Aufsatz enthält die einzige rundbogig geeckte Tür, durch welche der Turm zugänglich war, außerdem nur einige schmale Lichtöffnungen. Sein Mauerwerk ist nur 2 m stark und weniger sorgfältig ausgeführt als das des Unterbaues. Der Oberbau trägt nun eine 72 cm breite und eine 2,16 m hohe Wand, die von zehn Türöffnungen durchbrochen ist. Jetzt sind sie zwecklos und deshalb durch nachträglich eingesetzte Brüstungswände in Fensteröffnungen verwandelt worden; ursprünglich müssen sie aber als Ausgänge nach außen gedient haben.
Die Außenansicht des Turmes muss durch diese zehn Erker einen besonders stattlichen und kriegerischen Eindruck gemacht haben. Als Pechnasen muß man sich diese Erker mit Löchern im Boden vorstellen, durch welche man die Geschosse oder das Pech auf die Feinde hinabsandte.
Das Innere des Turmes ist jetzt gänzlich durch die bequeme Holztreppe ausgefüllt, die bis zu der Plattform führt, von der man zu den Erkern oder auf den Umgang gelangt. Der Hohlraum des Unterbaus ist als Burgverlies zu betrachten und ist natürlich oben zugedeckt gewesen, wie es scheint, nur durch eine Balkendecke, denn sonst würde wohl die Spur einer Gewölbedecke wahrzunehmen sein.
Wann wird nun dieser älteste Teil der Burg erbaut sein?
Jedenfalls in der Zeit voll kriegerischer Unruhen und Gefahren, denn ohne zwingende Not hat man ein so gewaltiges Mauerwerk nicht ausgeführt. Man wird nicht fehlgehen, wenn man die Erbauung des Haynsburger Bergfrieds in den Ausgang des 11. Jahrhunderts setzt.
Ein Teil der Burg ist als "Sidonius-Turm" in die Geschichte eingegangen. Es war ursprünglich ein Wehrturm mit ovalem Querschnitt. In seinem oberen Stockwerk befand sich die Burgkapelle.
Seit dem 17. Jahrhundert nannte man diesen Turm "Sidonius-Turm". Das geht zurück auf einen Magister namens Johann Sidonius, Kustos und Kamonikus an der Stiftskirche in Zeitz. Durch sein frommes aber auch unstetes und ruheloses Leben war er gerichtlichen Untersuchungen ausgesetzt. Von 1685 bis 1692 in eben diesem Turm festgesetzt, starb er am 03.März 1692 - 64 Jahre alt.
Die Haynsburg heute
Die Burg wurde in den letzten Jahren zu einem wichtigen Zentrum der Gemeinde und für den Tourismus ausgebaut. In den Jahren 1972 und 1974 sind ein Kindergarten und eine Kinderkrippe errichtet worden, die jetzt zusammengelegt sind.
Nach umfangreichen Erneuerungsarbeiten ist seit Ende 1990 der Burgturm wieder begehbar und vermittelt einen herrlichen Blick über unsere Heimat. Eine Besichtigung ist möglich.
Eine Ausstellung mit ständig wechselnden Themen gibt einen Einblick in die Entwicklungs- geschichte der Burg und der Gemeinde. Der Heimatverein Haynsburg bietet regelmäßig Führungen in und um das Burggelände an. In der Heimatstube kann man geschichtliches aus dem vergangenen Epochen bestaunen. Manch einer findet Kindeserinnerungen wieder. Scheuen Sie sich nicht den Heimatverein zu kontaktieren. Dieser ist gern bereit die passende Führung zu Ihren Wünschen anzubieten.
Kontakt:
Heimatverein Haynsburg e.V.
Vorsitzender Herr Harald Menz
Burgstraße 10
06722 Wetterzeube OT Haynsburg
Telefon: 0177 3305974
E-Mail: hhmenz@t-online.de
Burgschänke und Herberge Haynsburg
In den Reigen der Besonderheiten fällt auch die Burgschänke. Neben der kleinen intimen Gaststätte werden auch Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.
Gastgeber in der Region
Wanderziele um Haynsburg
Nach einer Stärkung im Burgcafé können noch weitere Sehenswürdigkeiten besichtigt werden.
250 m vom oberen Dorfende in Richtung Breitenbach finden wir an der linken Straßenseite einen kleinen Friedhof. Er erinnert an einen früheren Einwohner Haynsburgs, den Gastwirt Adolf Reichardt. Reichardt war seit 1869 Freidenker. Er wollte und konnte nicht auf dem kirchlichen Friedhof des Ortes beigesetzt werden. So erreichte er schließlich in einer Entscheidung des Reichsgericht im Jahre 1923, dass er, seine Familie und die Mitglieder der hiesigen Freidenkergemeinde auf dem kleinen Urnenfriedhof bestattet wurden.
Dieser Friedhof dürfte einmalig sein, denn er wurde auf dem eigenem Grund und Boden des A. Reichardt angelegt. 1943 erfolgte hier die letzte Beisetzung.
Wenden wir uns vom oberen Dorfende nun Richtung Westen nach Katersdobersdorf zu. Dort steht in ungefähr 600 m Entfernung das "Wetterkreuz". Auf der Rückseite des Kreuzes war zu lesen: "Seit uralter Zeit stand hier ein hölzernes Kreuz". Dieses wurde am Reformationstag 1831 durch ein Steinkreuz ersetzt, das man 1868 böswillig zerstörte. Danach wurde ein neues Kreuz aus Sandstein errichtet. Die Inschrift an der Innenseite lautet:
"Steh, steinernes Kreuz, jahrhundertlang!
Wird es bei südwestlicher Wetternacht bang,
vertrauet auf Gott und verzaget nicht!
Er teilt das Gewitter, zeigt wieder das Licht!
Den Vorfahren zum Gedächtnis, den Nachkommen
zum Wahrzeichen!"
Infolge einer mechanischen Beschädigung wurde das Kreuz wieder errichtet und neu beschriftet. Dabei kamen sämtliche Inschriften auf die östliche Seite. Das ursprüngliche Kreuz war ein Sühnekreuz, das als Buße für eine begangene Missetat errichtet worden war. Der Täter musste durch die Errichtung des Kreuzes und die Zahlung einer Buße an die Angehörigen seine Tat sühnen, er musste sie "wett" machen. Der Volksmund wandelte das "wett" in "Wetter" um und meinte, dass sich hier die Wetter teilen, bzw. eine andere Richtung nehmen.
Wanderwege um die Burg
Vom Wetterkreuz geht man 250 m in nördlicher Richtung und gelangt somit zum Steinbruch. Hier wurde bis nach dem 2. Weltkrieg der als Baumaterial benötigte Buntsandstein abgebaut.
Vom Wege und dem ausgeschilderten Wanderweg Nr. 1 aus hat man einen herrlichen Ausblick auf das Elstertal. Der Bahnhof Haynsburg, die Elsterbrücke und die Neumühle sind dabei die augenfälligsten Erscheinungen . Freundlich grüßen aus dem Tal die Orte Sautzschen und Schkauditz. Zur Ruhepause und Rast laden Bänke und eine Schutzhütte am oberen Talrandweg ein. Dieser Wanderweg führt dann am Friedhof Haynsburg vorbei und wieder in den Ort zurück.
Der Wanderweg Nr. 2 führt von der Haynsburg auf der Landstraße bergab. Wo auf der rechten Seite der Wald endet, biegt er ab und verläuft als Verlobungsweg bis zum Schmiedeberg. Hier bietet sich dem Wanderer ein Blick nach Mödelstein, einem früheren Vorwerk und zum Elstertal.
Der Elsterradweg, der von Sautzschen über Dietendorf nach Koßweda und bis zur Landesgrenze Sachsen-Anhalt in Richtung Rossendorf verläuft, ist eine weitere Empfehlung. Raststellen mit Schutzhütten erfreuen die Radwanderer. Dem Auge bietet sich eine abwechslungsreiche Hügellandschaft.
Eine große Wanderung (etwa 3 Stunden), die sehr empfehlenswert für Naturfreunde ist, führt von Haynsburg über Goßra und Breitenbach nach Ossig. Durch das Agatal geht die Straße zur Schneidemühle und weiter nach Raba. Auf der Straße in Richtung Mödelstein wandert man weiter bis zum Lutherstein, dann benutzt man den Wanderweg links in Richtung Wald und kommt zum Schmiedeberg, der nach Haynsbug führt. Man kann auch von der Schneidemühle über Schlottweh und Goßra zurück zur Burg wandern.
Eine andere Möglichkeit (etwa 2 Stunden) wäre , von der Haynsburg den Schmiedeberg hinunter, über Raba bis zur Schneidemühle zu wandern und von da, wie oben beschrieben, zurück.
Geschichte
Durch den Edelherren "Conradus de Hagensberg", dessen Name bis 1223 nachweisbar ist, erfolgte im Jahre 1185 die erste urkundliche Erwähnung. Im Jahre 1238 wird in einer Urkunde des Markgrafen Heinrich die Haynsburg als ein befestigter Ort beschrieben.
1295 erfolgte der Verkauf der Burg und der dazugehörigen Ländereien an Friedrich von Meissen für 400 Mark Silber; aber bereits 1305 kam sie, bedingt durch dessen Eigentumsverzicht, in den Besitz der Zeitzer Bischöfe. Der umliegende Wald gehört, nach der Urkunde von 1295 "Hayn" genannt, unmittelbar dazu. Er war in frühester slawischer Zeit ein geheiligter Wald, in dem eine Opferstätte für den Slawengott Radigast, dem Gott der Fruchtbarkeit, gestanden haben soll.
Die Burg war "das stärkste Bollwerk im Bistum Zeitz-Naumburg" und diente in erster Linie dem Burgenkranz zum Schutz der kaiserlichen Jagdpfalz in Kayna, gleichzeitig auch zur Straßensicherung der drei Höhenstraßen, die an der Haynsburg vorbeiführten.
Es waren dies auf der rechten Elsterseite die Straßen von Groß-Aga und von der Langenberger Burg. Die dritte Straße verband Haynsburg mit dem Burgward in Crossen.
Nach der anderen Seite teilte sich dieses Straßenbündel ebenfalls. Eine Straße führte über Raba-Golben nach Zeitz, eine weitere über Mödelstein-Elsterfurt-Groitzschen nach Merseburg; die dritte Straße zog sich am "Weinberg" entlang nach Sautzen, dort durch eine weitere Elsterfurt und den "Kalten Grund" nach Droyßig und weiter nach Naumburg.
Die Burg diente der Kontrolle der Straßen, der Furten durch die Elster und zu Verteidigungszwecken. So wurde sie 1450 im Sächsischen Bruderkrieg erfolglos von den Angreifern bestürmt. Unter dem Bischof Peter von Schleinitz (1434-1463) wurden bedeutende Baumaßnahmen ergriffen. Sein Wappen war damals in Sandstein gehauen und rechts von der nördlichen Einfahrt in den Burghof in die Wand eingelassen worden. Spätere starke Reparaturen und Umbauten wurden unter Bischof Johannes III von Schönburg im Jahre 1515 veranlasst, so dass sich die Burg im 16. Jahrhundert in einem allgemein guten Zustand befand.
Nach der Auflösung des Bistums Naumburg-Zeitz (1549) wurde das gesamte Besitztum an Kursachsen übereignet. Da bereits im 15. Jahrhundert die Burg landwirtschaftlichen Zwecken diente, erhielt sie den Titel einer "Kursächsischen Domäne". 1815 kam sie, bedingt durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses, als Domäne in preußischen Besitz und blieb es bis 1945. Auch nach dem 2. Weltkrieg hat sich der landwirtschaftliche Charakter erhalten, zunächst als Provinzialgut (Sachsen-Anhalt) und später als VEG.
Anreise siehe Bild/Grafik