Wetterextreme vergangener Jahrhunderte im Raum Zeitz

Seit 1881 werden in Deutschland Wetteraufzeichnungen systematisch erfasst und verglichen.

Das bedeutet aber nicht, dass es keine Überlieferungen über Wetterextreme aus vergangenen Jahrhunderten gibt. Für die Stadt Zeitz und Umgebung liegt mit der „Zeitzer Chronik“ von Julius Krebs aus dem Jahre 1836 eine umfangreiche Quelle vor. Vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis zur Veröffentlichung der Chronik beschreibt Krebs extreme Witterungsverläufe und Einzelereignisse. Er berichtet von sehr kalten Wintern, Schnee zu Pfingsten, großer Trockenheit, aber auch Erdbeben waren im Raum Zeitz nicht ganz selten. Verheerende Überschwemmungen und Gewitter haben die Stadt immer wieder heimgesucht. Oft waren auch Menschenleben zu beklagen.

Große Trockenheit herrschte im Jahre 1590, von Mai bis Martini, dem 11. November, fiel kein Regen. Im Juni des Jahres 1800 war es so kalt, „dass die Pelze hervorgesucht wurden und im Juli und August trat große Dürre ein, dass man nicht mahlen konnte auch litten die Bäume … sehr.“ Noch extremer  war die Dürre 1825, Krebs überliefert uns  „Es entstand großer Mangel an Viehfutter, und man musste an mehreren Orten Hafer und anderes grünes Getreide abmähen. Diese unglückliche Trockenheit war in Deutschland und nach Westen bis Spanien hin fast allgemein.“

Anfang des Jahres 1529 wiederum war es so warm, dass man Veilchenkränze winden konnte. Im Februar 1794 blühten die Veilchen und im April standen alle Bäume in voller Blüte. Weihnachten 1807 konnte man auch schon Veilchen pflücken. Wiederum schreibt Julius Krebs „Montag vor Pfingsten 1705 fiel so tiefer Schnee, dass das Getreide wie mit Walzen niedergelegt war. Als merkwürdig finde ich dabei bemerkt, dass solche Ökonomen, welche mit Wasch- und Ackerleinen den Schnee vom Getreide wegschafften, leere Ähren bekamen, die aber, welche den Schnee ruhig liegen ließen, reichlich ernteten.“

Von allen Wetterkapriolen war Zeitz am häufigsten von Überschwemmungen geplagt. Im Zeitraum von etwa 300 Jahren berichtet der Chronist allein von 23 solchen Ereignissen, durchschnittlich alle 10 bis 15 Jahre standen Teile der Stadt unter Wasser. Oft war der Brühl betroffen. (Brühl bezeichnete im Mittelalter ein sumpfiges Feuchtgebiet.) Das verheerendste Hochwasser ereignete sich am 6. August 1661 „ der Fluss erreichte eine Höhe, derer kein Mensch sich bis dahin zu erinnern wusste. In der Untermühle ging das Wasser eine halbe Elle über die Räder. Viele tausend Schock Getreide verdarben, das stehende Gras verschlämmte, und einzelne Mauern an Scheunen und Häusern wurden niedergerissen.“ Im Jahre 1694 trat die Elster wieder über die Ufer, im Tiergarten ertrank das Wild, welches für die herzogliche Jagd dort gehalten wurde.

Dürreperioden und die häufigen Überschwemmungen führten zu Missernten, Teuerung und schlimmer Hungersnot.

Fast ebenso oft wie von Überschwemmungen waren die Menschen von schweren Gewittern heimgesucht. Heute sind wir durch Blitzschutzanlagen weitestgehend geschützt, in früheren Zeiten waren Blitzeinschläge gelegentlich mit tragischen Menschenopfern verbunden. So wurde 1519 zu Ostern ein junges Ehepaar in der Kramergasse vom Blitz erschlage. Auch Türme waren bevorzugte Ziele von Blitzen, so die Franziskanerkirche (1509), das Rathaus (1575), die Schlosstürme (1580). Gewitter sind oft mit Hagel verbunden. Einmal waren die Hagelkörner so groß, dass sie drei Tage liegen blieben und 1711 wird von einem Pfund schweren Hagelkörnern berichtet, kein Fenster oder Ziegeldach soll ganz geblieben sein.

 In der Zeitzer Chronik wird von einer Reihe von Stürmen berichtet. Die Schäden waren meist an den hohen Türmen zu verzeichnen, so dass die Bürger weniger davon betroffen waren. 1612 stürzte ein Turm der Klosterkirche Bosau ein, beim gleichen Unwetter fällt der Knopf vom Franziskanerkloster herab und an der Michaeliskirche wird die Spindel verbogen. 1627 stürzt der Turm von St. Stephan ein.

In dem hier betrachteten Zeitraum von etwa dreihundert Jahren wurden in Zeitz sieben Erdbeben bzw. Erdstöße registriert. „Am 28. October 1821 abends gegen 10 Uhr geschah ein heftiger Erdstoß von Süden nach Norden. Die Spiegel bewegten sich an den Wänden, der Kalk fiel herab, die Hunde fuhren bellend aus den Hütten.“

Julius Krebs beschreibt noch viele andere Wettererscheinungen und Einzelereignisse. So waren einmal zwei ja sogar vier Sonnen zusehen, auch wurden Nordlichter beobachtet.

Die Chronik von Julius Krebs macht deutlich, dass extreme Wetterereignisse kein Phänomen nur unserer Zeit sind. Aber in früheren Jahrhunderten hatten die Menschen weitaus schwerer an den Folgen zu tragen.

Dr. Marlies Freist

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